Pressekonferenz FBJ Freiwilliges Berufejahr

ELEKTRO-BREITLING ALS IMPULSGEBER:
VOM FREIWILLIGEN HANDWERKSJAHR ZUM PILOTPROJEKT „FREIWILLIGES BERUFEJAHR“

19.09.2025
Aus einer Idee bei Elektro-Breitling wurde ein bundesweit beachtetes Pilotprojekt: Das von uns entwickelte Freiwillige Handwerksjahr gab den entscheidenden Impuls für das heute laufende Freiwillige Berufejahr. Es eröffnet Jugendlichen neue Chancen zur Berufsorientierung, senkt Abbruchquoten und stärkt die duale Ausbildung.

Die Geschichte einer wachsenden Idee:

2015 wandte sich eine Mutter hilfesuchend an Jörg Veit, unseren Geschäftsführer Personalmanagement. Ihr Sohn wollte nicht länger zur Schule gehen, aber sofort arbeiten – ein regulärer Ausbildungsstart war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich und ein kurzes Praktikum zu wenig. Gemeinsam fanden wir eine unkonventionelle Lösung: ein längeres, strukturiertes Praktikum mit echter Integration in den Arbeitsalltag. Der junge Mann entdeckte dabei seine Freude am praktischen Arbeiten, gewann neue Motivation für die Schule und ist heute Meister der Sicherheitstechnik und Ausbilder in der EB-GRUPPE.

Seine Erfolgsgeschichte machte schnell die Runde. Immer mehr regionale Eltern interessierten sich für das Modell, und so entwickelte Jörg Veit daraus das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ). Dieses startete 2021 offiziell und bietet Jugendlichen ab 16 Jahren die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres ein berufsnahes Praktikum zur Berufsorientierung zu absolvieren. Ziel ist es, jungen Menschen Zeit und Praxiserfahrung für eine fundierte Berufswahl zu geben und Betrieben eine langfristige Möglichkeit zur Nachwuchsgewinnung zu eröffnen.

Unsere Erfolgsgeschichte blieb nicht auf den Landkreis Böblingen beschränkt. Betriebe riefen uns aufgrund von Zeitungsartikeln an, unter anderem in Schleswig-Holstein, wurden von unserem Geschäftsführer beraten und griffen das Konzept auf. So fand das Projekt über den Norden und politische Unterstützung den Weg nach Berlin und in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Aus dieser Dynamik entstand der Impuls für ein größeres Vorhaben: das Freiwillige Berufejahr (FBJ) – eine Weiterentwicklung von Thomas Wagner von der Kreishandwerkerschaft Böblingen und Jörg Veit, das sich an das Handwerk und handwerksähnliche IHK-Berufe richtet. Träger des FBJ-Projektes ist die Kreishandwerkerschaft Böblingen unterstützt vom Land Baden-Württemberg.

Das Pilotprojekt heute:

Seit Sommer 2024 läuft das Freiwillige Berufs­jahr (FBJ) als Pilotprojekt der Kreishandwerkerschaft Böblingen. Besonders engagiert setzte sich Peter Seimer, MdL (GRÜNE) dafür ein, dass das Projekt Fördermittel des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg erhielt. Es richtet sich an Jugendliche, die nach der Schule noch keine Berufswahl getroffen haben, eine Ausbildung oder ein Studium abgebrochen haben oder aktuell nicht in Beschäftigung oder Ausbildung sind. Teilnehmende können binnen zwölf Monaten bis zu vier vierteljährige Praktika absolvieren und so verschiedene Berufsfelder intensiv kennenlernen. Die Praktika sind vertraglich geregelt, beinhalten Probezeit, Kündigungsmöglichkeiten, Versicherungsschutz und eine Vergütung von 500 Euro monatlich.

Bereits im ersten Jahr wurden 54 Standorte für Praktika gewonnen, für das zweite Jahr sollen weitere 70 Plätze dazukommen – mitmachen können ausbildungsberechtigte Innungs- und Nichtinnungsbetriebe. Die Pilotphase ist bis Ende 2026 angesetzt. Das Modell wird von Land und Landkreis unterstützt, unter anderem mit 20.000 Euro Anschubfinanzierung aus einem regionalen Innovationspreis. Schon jetzt liegt die Kostendeckung durch die Wirtschaft bei 85 Prozent, langfristig soll das Projekt ohne dauerhafte staatliche Fördermittel auskommen.

Die Ziele sind klar: Schul-, Ausbildungs- und Studienabbrüche sollen verringert, die Attraktivität der dualen Ausbildung gestärkt und Jugendlichen nach einem ersten Fehlstart neue Chancen eröffnet werden. Statistiken belegen die Notwendigkeit: In Baden-Württemberg liegt die sogenannte NEET-Quote – junge Menschen, die weder arbeiten noch eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren – bei rund 6,6 Prozent, und zwischen 27 und 37 Prozent der Auszubildenden brechen ihre Lehre vorzeitig ab.

Die Idee des Freiwilligen Berufejahrs blieb nicht auf den Landkreis Böblingen beschränkt. Über Kontakte zu Handwerkskammern in Lübeck und Bielefeld und den Einsatz von Landespolitikern Mareike Wulf (CDU Niedersachsen) fand das Projekt den Weg in den Bundesdiskurs und in den aktuellen Koalitionsvertrag. Auf Bundesebene wird derzeit geprüft, welches Ministerium künftig die Verantwortung übernimmt. Für eine mögliche bundesweite Förderung ab 2027 werden aktuell die Rahmenbedingungen erarbeitet.

Elektro-Breitling als Partner:

Dass unsere Idee des FHJ diese Reichweite entfalten konnte, erfüllt uns mit großem Stolz. Unsere Initiative hat gezeigt, wie aus einem praktischen Lösungsansatz ein systemrelevantes Modell werden kann, das Jugendlichen Orientierung und Betrieben Fachkräfte sichert.

Wir bei Elektro-Breitling begleiten diesen Prozess weiterhin aktiv. Als Impulsgeber und Gründungsort des Freiwilligen Handwerksjahrs bringen wir unsere Erfahrungen in die Weiterentwicklung des Bundesprojekts ein, unterstützen bei der Ausarbeitung von Strukturen, Praktikumsplänen und dem praktischen Erfahrungsaustausch unter den Unternehmen. Wir bieten selbst jedes Jahr Plätze für das Freiwillige Handwerks- und Berufejahr an.

Unser Verständnis ist klar: Wir sehen uns als Chancenmacher. Junge Menschen brauchen nicht nur Informationen, sondern die Möglichkeit, Arbeit wirklich zu erleben. Unsere Ausbilderinnen und Ausbilder, Meister und Teams stehen ihnen zur Seite, erklären Abläufe, fördern und fordern und geben ehrliches Feedback. Viele bleiben danach bei uns, andere finden in verwandten Berufen ihre Zukunft. Beides werten wir als Erfolg, denn entscheidend ist der passende Karriereweg in der beruflichen Bildung für den Einzelnen.